Wettkampfbericht IRONMAN Zürich 29.07.2018 Bettina
4 Monate fixer Trainingsplan, 2 Trainingslager und gefühlt unzählige einzelne Schwimm-, Rad- und Laufeinheiten liegen also nun hinter mir. Heute ist D- Day für meine zweite Langdistanz, diesmal ein waschechter Ironman in Zürich am Samstag 29.07.18, 06.30 Uhr: Kathleen, Norbi (die besten Supporter für diesen Tag!!) und ich stehen am Strandbad Mythenkai am Zürichsee und hören den Startschuss für die Pros fallen. Auch wir Agegrouper dürfen gleich danach ab 06.40 Uhr im Rolling Start ins Wasser und dann kann endlich, endlich auch die allgemeine Anspannung, die sich seit Samstag Mittag breit gemacht hat, im noch sehr ruhigen See abfallen!
Aber von Anfang an: Anfang August 2017 macht die Anmeldung für den IM Zürich IM 2018 auf, Norbert meldet sich direkt an. Och, vielleicht auch für mich eine ganz gute Idee, oder? Da ich 2016 mit vor Ort war, als er sich das dritte Mal für Hawaii qualifizierte und mir der Wettkampf gut gefallen hatte, war die Anmeldung für 2018 schnell erledigt (…ist ja auch noch soooo lang hin..!). Im weiteren Verlauf sollte sich dann zeigen, dass Norbert leider aufgrund seiner gesundheitlichen Verfassung nicht starten kann und daher sich netterweise als Betreuer zur Verfügung stellt. Und so ging der Winter mit viel Langlauf, Spinning, Yoga und CrossTraining bei Horst (Danke dafür!!) ziemlich schnell um. Bald stand im Frühjahr das erste Trainingslager auf Fuerte im Playitas an. Dort gibt es den berühmten Leuchtturm Traininglauf, bei dem man auf etwas über 6km ca. 200 hm sammelt. Für mich nix einfaches und nix, was ich gern mache, aber dieses Jahr mache ich es mit, denn ich möchte gern mehr Laufen laufen trainieren, das ist nachweislich meine große Schwäche. Und so starten Norbi und ich zusammen von oben wieder runter ans Meer und es läuft gut !! Weiter im Text. Zuhause spreche mich mit Bianca Meyer (Running Company), um mir einen Trainingsplan erstellen zu lassen. Die meint dann auch nur trocken: Naja, wir haben ja noch 4 Monate… J! Zweites Trainingslager auf Mallorca in Eigenregie mit nochmal 22 Wochenstunden im Mai geht auch bald vorbei. Nun folgen noch einige Wochen daheim mit vielen Laufeinheiten und ein paar Trainingswettkämpfen: am 01. Juli 2018 darf ich als Schwimmerin bei einer Staffel beim Challenge Roth an den Start, mit 1:04h für die 3,8km bin ich dort bei dem tollen Wettkampf mit Gänsehautfeeling sehr zufrieden. Unsere VM in Karlsfeld am 15.07. flutscht auch prima: Als 8. Frau gesamt und 1. AK 45 komme ich auf der Volksdistanz ins Ziel.
Also bin ich recht zuversichtlich, als wir uns am Freitag in Richtung Zürich aufmachen. Zwar haben wir es nicht geschafft, die Radstrecke als Test abzufahren, aber ich habe 3000 Rad-km auf dem Tacho und denke mir: wird schon passen. Den Freitag Nachmittag verbringen wir mit Einchecken, Startnummerabholen und Radvorbereitung. Der Samstag Vormittag ist noch recht entspannt: Wir schwimmen etwas in der Badi im wunderschönen Züricher See und gönnen uns danach dort noch einen ruhigen Kaffee. Am Mythenkai (IM Gelände) ist bereits der 5150 Wettkampf im Gange und auch ich checke mein Rad am Nachmittag in der Wechselzone ein. So langsam macht sich die Anspannung breit. Diese lässt mich dann auch wirklich bis zum besagten Startschuss am Sonntag früh nicht mehr los. Kurz vor Start wird mir ganz mulmig und ich merke, ein paar Tränchen muss ich mir quetschen. Aber erstmal im Wasser, läuft es recht gut, auch ohne Neo; denn mit 24,9 Grad ist der See zu warm für die schwarze Pelle und es gilt Neoverbot. Mit dem geliehenen Swimskin von Kathleen macht der Schwimmpart auf dem zu schwimmenden T-Stück richtig Spaß, ich hab eine Gruppe erwischt und komme gut voran. An der letzten Boje verliere ich kurz den Anschluss und merke auch gleich, die Strömung arbeitet jetzt gegen mich. Ich habe keine Füße mehr vor mir bis auf die letzten 200m, wo es dann wieder gut voranzieht. Raus aus dem See nach 1:08h (hm, das war etwas mehr, als ich mir gedacht hatte) und in die Wechselzone für T1. Das geht noch zackig und auf den ersten 20km am See entlang läuft es schön flüssig auf dem Rad. Ab da geht es erst etwas wellig dahin und dann zwischen km 50-60 ziemlich heftig rauf und runter, aber leider kann man den Superschwung nie mitnehmen. Denn nach den Abfahrten muss man fast immer scharf abbremsen, um die Kurve fahren und es geht sofort wieder bergauf. Somit ist die Rastrecke wirklich traumhaft idyllisch und schön erst direkt am und dann oberhalb des Sees, aber eben recht eckig und meinen Plan, unter 6h zu fahren, kann ich leider nicht realisieren. Am Ende jeder der beiden Radrunden geht es noch über den Heartbreak Hill in Kilchberg, bei dem man im engen Spalier zwischen den Zuschauern hochfährt. Das ist nahezu TDF Feeling und auf der ersten Runde sind auch Norbi und Kathleen dort, um mich anzufeueren. Nach der 180km Radstrecke stehen 6:13h auf der Uhr und ich merke die Beine deutlich mehr als 2016 in Regensburg, obwohl auch dort 1400hm zu bewältigen waren. Inzwischen sind die Temperaturen auf über 30 Grad geklettert, es ist schon auf dem Rad richtig heiss. Für meine geplante Wunschzeit muss jetzt ein guter Marathon her. Also versuche ich (nach etwas längerer T2, denn Zeit fürs Klo musste noch sein…), so anzulaufen wie in den schnelleren Trainingsläufen. Nach km 4 merke ich: Das bring ich nicht durch und es wird richtig hart heute. Norbi ist auf jeder Laufrunde an zwei Stellen, um mich anzufeuern und wieder ordentlich auf den Weg zu schicken. Zu Beginn der zweiten Runde durch den Stadtkurs sag ich zu ihm: „Mir ist die Zeit heute total egal, ich will nur die Medaille im Ziel!!“ Worauf er nur meint: „Ok, aber Du läufst es durch!“ Und obwohl ich zu Anfang meckern will, hab ich dazu nicht genug Kraft und je länger ich unterwegs bin, umso mehr denk ich mir: Er hat ja Recht. Also laufe ich einen bescheidenen Schnitt, aber ich laufe es durch! An jeder (wirklich jeder!!) Aidstation nehme ich gehend ein Gemisch auf Wasser, Cola, Iso mit, kübel Wasser über den Kopf und stecke einen Schwamm in den Nacken. Anders geht es nicht. Auf der ganzen Laufstrecke bin ich komplett klatschnass! Es ist brütend heiß und jeder leidet. Nur nicht jeder hat einen so lahmen Pace wie ich, aber am Ende bin ich auf Runde 4 und dem letzten km und auch bei dieser Langdistanz weiß ich: jetzt geht es ins Ziel!! Auf dem roten Zielteppich zum IM Bogen höre ich dann auch die magischen Worte : Bettina, you made it – YOU ARE AN IRONMAN!! Ich bin echt überglücklich, auch wenn der Marathon mit 5:10h wieder nicht das ist, was ich mir so sehr gewünscht hätte. Aber trotzdem bin ich mit 12h43min Zielzeit und somit 5min Gutzeit auf LD Nr. 1 wirklich zufrieden. Die Bedingungen waren sehr hart und allein Finishen war schon eine große Herausforderung, was einige der 1.795 Gesamtstarter nicht geschafft haben! Als kleines Souvenir habe ich mir zwei blau gequetschte Zehen und einen Mörderwolf an der rechten Oberschenkelinnenseite (meine sonst wirklich gute Compress Sport Tri Hosehat ihren Geist aufgegeben) geholt. Damit bleibt mir dieser IM auch sicher noch etwas länger in Erinnerung. Und natürlich: “Swim 2,4 miles, bike 112 miles, run 26,2 miles – brag for the rest of your life J “(IM Co-founder John Collins).
Hier noch die Stats:
- Ak W45 von 27 gewerteten (39 registr.), 88. Frau von 179 W overall, Platz 855 von 1795 Startern.