Ironman Frankfurt am 30.06.2019 (Olli Huschke)
Für mich ein neues Rennen, kannte einige Erzählungen, hatte mich auf die abwechslungsreiche
Radstrecke, das Laufen entlang des Mains und auf die prominente Besetzung dieser großen und
traditionsreichen Veranstaltung gefreut.
Meine Vorbereitung lief ganz gut, solide, sodass ich bei normalen Bedingungen eine Zeit um 10:30
angestrebt hätte.
Stichwort „normale Bedingungen“: Ziemlich kurzfristig verdichtete sich die Prognose, dass am
Wettkampftag eine veritable Granatenhitze herrschen würde, eine Woche vorher war klar: Es wird
richtig heiß mit Sonne pur. An jedem Tag stiegen dann die Vorhersagen etwas an, schließlich war
es dann der Tag der deutschen Rekordhitze, in Frankfurt waren es 38 Grad, die dann auch so ab
14 Uhr anlagen. Im Schatten.
Vor solchen Bedingungen hatte ich äußerst ernsten Respekt, es gibt etliche realistische
Befürchtungen: Hitzschlag, Dehydrierung, kräftiger Sonnenbrand, Magen- und Darmprobleme
(etwa durch Elektrolytgetränke). Grundsätzlich liegt mir Wärme beim Triathlon, mit extremer,
trockener Hitze hatte ich aber schon einige Male an Trainingstagen Schwierigkeiten wie
Kopfschmerz und Neigung zu Krämpfen. Zumal hier dann die Hitze so plötzlich hereinbrach, keine
Gewöhnungszeit, Akklimatisierung.
Nun keine Prolegomena mehr: Schwimmen fand natürlich ohne Neo statt, das war für mich auch
eine mentale Hürde. Der Rollingstart entzerrte das mächtige Teilnehmerfeld, aber wegen der
hohen Zahl von Schwimmern war es dann doch ein einziger Pulk, in dem es ziemlich
durcheinander ging. Ich bin einfach mit meinem Wettkampfanzug geschwommen und mit 1:15
ganz ordentlich durchgekommen.
Beim Wechsel hab ich mir dann die zweite Lage Sonnenschutz für diesen Tag verpasst; nach der
frühmorgendlichen Grundierung.
Der Beginn der Radstrecke ist flach und flott, so dass der Übergang leicht zu machen ist, und die
ersten zwei Stunden waren die Temperaturen angenehm.
Ab Runde zwei Radfahren machte mir dann die Hitze zu schaffen, es hat sich eher unangenehm
als gut und dynamisch angefühlt, und ich musste Tempo rausnehmen. Planung war gewesen,
wenn Runde eins gut läuft, leg ich in Runde zwei ne Schippe drauf – keine Chance. Immer wieder
war auch ein anstrengender, böiger Wind auf der Strecke. Einmal hatte ich eine gefährliche
Situation, als ein Teilnehmer an einer etwas schmalen, leicht ansteigenden Stelle, wo sich alles
etwas zusammengeschoben hat, genau auf der Fahrspur stehengeblieben war – ich sah ihn
wegen meines Vordermannes spät und konnte gerade noch ausweichen.
Nach 5:44 hatte ich die 185km dann geschafft, beim Wechsel noch reichlich 50er Sonnenschutz
aufgesprüht und hinein in die Hitze zum Laufen, das war jetzt hart. Weite Teile der Strecke läuft
man voll in der Sonne. Ich habe wirklich jede Verpflegungsstation zum Trinken, zum Abkühlen und
Eiswürfelauflegen genutzt, und das war auch definitiv nötig. Nicht hilfreich war, dass das offizielle
Isogetränk keine Elektrolyte sondern nur Vitamine zu den Kohlehydraten enthält, da musste man
sich selber die Versorgung für den ganzen Laufsplit mitnehmen. Die Helfer an den Stationen
waren aber super, und für die war der Tag bestimmt auch voll anstrengend. Die Laufstrecke selber
und die Atmosphäre an der Strecke war cool, auch von Bootsfahrern gab es immer wieder
peppige Kommentare und Zurufe. Öfters hat man einen super Blick auf die Skyline.
Die Temperaturen haben wirklich Kraft gekostet, und im letzten Drittel der Strecke wurde ich dann
richtig langsam. Von gravierenden Problemen und Krämpfen blieb ich aber verschont. Nach einem
kernig harten Tag lief ich nach 12:07 Stunden in den schönen, mollig warmen Zielbereich. Auf
diesen Finish war ich dann schon stolz. Im Ziel und auch am Abend ging es mir ganz gut. Konnte
die Sommerabendstimmung am Mainkai zufrieden erleben und genießen. Mit dem ganzen
Kühlwasser waren die Füße beim Laufen immer nass, und dann hatte ich pro Fuß eine fette Blase;
war noch erträglich.
2018 hatte ich langfristig komplexe, fiese Rückenbeschwerden, die sich beim Triathlon so
auswirkten, dass ich nur ganz mühsam laufen konnte. Darüber bin ich sehr froh, dass das
weitgehend überstanden ist.
Von etwa 3600 gemeldeten Startern kamen an diesem Tag knapp 2100 regulär ins Ziel, ich hatte
Platz 824.